In lockerer Folge wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten auf unserer Homepage den Verein Blau-Weiß Neuhof portraitieren - ihm ein Gesicht geben. Dazu werden wir mit den Menschen reden, die den Verein erst zu dem gemacht haben, was er ist: eine lebendige, vielfältige Gemeinschaft von Menschen, die sich unter dem Dach des Sports zusammengefunden haben und gemeinsam die Werte Teamgeist, Fairness und Geselligkeit leben.
Der Funktionsträger aus dem Vorstand wird dabei ebenso zu Wort kommen wie der fleißige Helfer im Hintergrund, der Trainer und Betreuer genauso wie die stolzen Eltern, die ihren Zögling gerade erst am Klingenberg angemeldet haben. In diesem Zusammenhang wird dann sicherlich auch die Frage beantwortet werden, warum gerade dieser Verein in Hildesheim, dessen Markenzeichen bekanntermaßen die Kirschen im Vereinslogo sind, von den Eltern bzw. vom Nachwuchs als deren bevorzugte Adresse ausgewählt wurde.
Der Blick wird freilich auch über den Fußball hinausgehen, schließlich gehören zum Vereinsgebilde auch noch die Abteilungen Volleyball, Damen-Fitness, Gymnastik und Yoga.
Auch kritische Stimmen werden in unserer Serie nicht ausgespart, denn zu meckern bzw. zu verbessern gibt es schließlich immer etwas - wie in jeder noch so guten Ehe.
"Ich bin schon sehr, sehr stolz auf Leon", macht Lars Wicke, Co-Trainer bei der Neuhofer U12, aus seiner Freude aufgrund der fußballerischen Entwicklung seines Filius Leon kein Geheimnis. Der 11-Jährige, der vor vier Jahren in der U7 bei Blau-Weiß Neuhof mit dem Kicken anfing, hat sich nach Überzeugung seines Vaters hervorragend entwickelt: "Aber alles ohne Druck von unserer Seite", betont der 44-Jährige, "ich merke deutlich, dass bei Leon der Spaß im Vordergrund steht und er die Anforderungen im Training auch gerne und freiwillig auf sich nimmt."
Der Erfolg gibt den beiden recht. Seit zwei Jahren spielt Leon, dessen Schwester Lara (20) auch bis zum 15. Lebensjahr dem runden Leder hinterherrannte, in der Kreisauswahl und gehört mittlerweile auch schon, wie sein Neuhofer Mitspieler Matti Schauties, zum DFB-Stützpunktkader. Seit Juni treffen sich jeden Montag talentierte Nachwuchskicker aus dem Kreis in Asel in einem der bundesweit 360 DFB-Stützpunkte. "Da werden wir auch richtig gefordert", erzählt Leon, dessen Ehrgeiz sich damit aber sehr wohl deckt.
Seinen Anfang nahm Leons fußballerische Laufbahn in der U6 in Diekholzen. Viel Spaß sei damals aber "wegen vieler Zankereien nicht aufgekommen", verrät der 11-Jährige. "Ich wollte aber immer schon professionell gefördert werden. Mit Papa zusammen habe ich mir dann Neuhof ausgewählt." Wie Papa Lars verrät, hatte sich sein Sohn zuvor auch schon mal im Kickboxen in einem Hildesheimer Verein versucht. Es sei aber bei einer kurzen Liaison geblieben.
In seiner Fußball-Altersklasse habe sich Leon "dank einer zusammengewachsenen, talentierten und außerst motivierten Mannschaft sehr gut entwickeln können", so der Papa. Die offensichtliche Qualität der Mannschaft habe in den vergangenen Jahren auch immer wieder neue Spieler aus anderen Vereinen angelockt. Dabei kontert Lars Vorhaltungen, seitens Neuhof habe es gezielte Abwerbungen von anderen Clubs gegeben. "Das stimmt einfach nicht." Die Spielstärke des Blau-Weiß-Nachwuchses sei einfach eine "überzeugende Visitenkarte" und habe somit den eigenen Verein "auch für auswärtige Spieler interessant gemacht".
Die Qualität der Truppe hat neben dem Talent, der Disziplin und der Leidenschaft des einzelnen für den Fußballsport noch einen weiteren Paten. Sein Name: Jens Grudzielanek, am Klingenberg im Grunde nur als "Grütze" bekannt, seines Zeichens Jugendtrainer, Jugendabteilungsleiter und ausgewiesener Motivationskünstler. Wicke: "Grütze findet immer den richtigen Ton und erreicht unseren Nachwuchs. Ich glaube, die Balance zwischen klarer Ansage und Autorität auf der einen Seite und Vertrauensperson und Kumpel auf der anderen ist ganz wichtig. Grütze schafft das."
Das Talent und die Leidenschaft für den Fußballsport hat der 11-jährige Leon, der mit Papa Lars und Mutter Dorothea in Diekholzen wohnt, von seinem Vater geerbt. Dieser schloss sich schon mit 10 Jahren einem Verein an, erprobte sich vorher im Straßenfußball, kickte später für VfV Hildesheim, den TuS Hasede, Borussia 06 und war vor seinem Trainerengagement bei den "Kirschen" Mädchentrainer bei SV Rot-Weiß Wohldenberg und bei BTSV Eintracht Braunschweig. Während Lars sich in seinem Fußballer-Profil aber als "Stürmer" definiert, sei sein Sohnemann eher der "Stratege". Also doch nicht ganz deckungsgleich - die beiden Wickes.
Co-Trainer seines eigenen Sohnes. Was bedeutet das emotional für einen Vater? Lars: "Es ist schon richtig, dass ein Vater beim Training seinen eigenen Sohn härter rannimmt als die übrigen Mitspieler. Ich glaube aber nicht, dass ich es übertreibe." Filius Leon nickt zustimmend. Mama Dorothea und Vater Lars sind jedenfalls die "größten Fans" ihres talentierten Sohnes.
Wo sieht Leon, der übrigens seine Mannschaft auch als Kapitän anführt, seine Stärken? Wo hat er noch Schwächen? "Ich glaube, dass ich den Blick für den freien Raum habe." Als weitere Pluspunkte nennt er seine Schusstechnik, die Ballannahme und das Pass-Spiel. "Meine Schnelligkeit könnte ich aber noch verbessern und auch beim Dribbling und an meiner Treffsicherheit im Elfmeterschießen muss ich noch arbeiten", zeigt sich der sympathische Neuhofer Nachwuchskicker durchaus selbstkritisch.
Gibt es für die Wickes auch noch etwas anderes neben dem Fußball? "Oh ja, wir gehen sehr oft, wenn es unsere Zeit zulässt, ans Wasser zum Angeln", verrät der Vater. Hund "Gismo" sei immer dabei. "Ich glaube", so Lars, "dass es ganz wichtig ist, auch ein Hobby neben dem Fußball zu haben. Für mich und Leon." Beim Angeln könne man halt "prima entspannen und den Kopf frei bekommen".
Torsten Becker
Bildergalerie: Torsten Becker
Titelbild: Stolzer Vater und talentierter Sohn - Lars und Leon Wicke