Von Torsten Becker
Neuhof. Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die sieben Gründerväter des SV Blau-Weiß Neuhof bei der verbrieften Geburt des Fußballvereins am 25. Mai 1930 haben träumen lassen, dass sich 92 Jahre später einmal 26 Mannschaften (sechs Teams im Herren-und Seniorenbereich, 20 weitere in den Nachwuchsmannschaften) mit großer Leidenschaft und zudem sehr erfolgreich um das runde Leder und um Punkte bemühen werden. Nicht zu vergessen die engagierte Volleyballabteilung innerhalb des Gesamtvereins sowie die Sparten Fitness für Frauen, Yoga und auch das Kinderturnen.
Und das unter dem Dach eines Sportvereins, der gerade einmal 773 Mitglieder zählt (Stand: Oktober 2022), wovon 392 Mitglieder unter 18 Jahren sind. Festzustellen bleibt darüber hinaus, dass es in den vergangenen drei Jahren eine signifikante Steigerung der Mitgliederzahl von rund 600 auf den obigen Stand gegeben hat. Sicherlich auch eine Wertmarke in Sachen großer Beliebtheit und stimmiger Vereinskultur.
Mehr als die Hälfte der Mitglieder unter 18 Jahren
Unterm Strich bleibt es für die Verantwortlichen und Funktionsträger eine Mammutaufgabe, die anfallenden Tätigkeitsfelder mit der erforderlichen Kompetenz und Kontinuität abzudecken und den "Kirschen-Motor" am Laufen zu halten. Erinnert sei hier beispielhaft an die Koordination der diversen Trainingszeiten für die am Spielbetrieb teilnehmenden Mannschaften auf den drei zur Verfügung stehenden Plätzen, die gesamte Verwaltung mit der Bearbeitung der Spieler-Pässe und Mitgliedsanträge, die umfangreiche Korrespondenz unter dfbnet-Postfach mit dem NFV oder auch dem Kreissportbund, die komplette Finanzverwaltung, der Erhalt der Infrastruktur (Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten, Kümmern um die Pellets-Heizung etc.) und auch der "Kleinkram" wie das Abkreiden des A-Platzes oder auch das Betanken der Busse für die Auswärts-Fahrten.
Insbesondere in den beiden ersten Corona-Jahren 2020/2021 kamen die Verantwortlichen angesichts von Lockdown und der übrigen strengen Auflagen des Öfteren an ihre körperlichen und mentalen Grenzen.
Stolz sind wir "Kirschen" freilich auch auf das, was hier am Klingenberg in den vergangenen Jahrzehnten gewachsen ist. Welcher Sportverein dieser Größe verfügt schon über zwei moderne Kunstrasenplätze mit Flutlicht, wobei der jüngste Kunstrasenplatz der "Kirschen" erst im Sommer vergangenen Jahres unter großer Beachtung der Hildesheimer Sportwelt seiner Bestimmung übergeben werden konnte (wir berichteten).
Rummenigge: "In Sachen Nachwuchsarbeit spielt ihr in der 1. Liga"
Kein Geringerer als der Ex-Bayern-und-Dortmund-Profi Michael Rummenigge wartete beim Gastspiel seiner Fußballschule im September 2021 mit einer Lobeshymne auf: "Ihr habt hier eine sensationelle Sportanlage und mit Sicherheit eine der besten, die ich aus dem Amateurfußball kenne - und ich kenne einige." Was die akribische und höchst erfolgreiche Nachwuchsarbeit angehe, so Rummenigge, spielten die "Kirschen" ohnehin "in der 1. Liga".
Auch kann der Verein nicht ohne Stolz auf seine sportlichen Erfolge blicken. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang die dreimaligen Aufstiege der I. Herren in die Bezirksoberliga bzw. in die Landesliga (1988, 2001, 2013), der Niedersachsenmeister-Titel der Ü32 im Jahr 2016 sowie die Deutsche Vizemeisterschaft ein Jahr später. Nicht zu vergessen die Erfolge der Volleyball-Damen des Vereins, die drei Spielzeiten lang (1991, 1997 und 2001) in der Oberliga, der vierthöchsten Spielklasse, baggerten, pritschten und schmetterten. Und auch die Volleyball-Herren setzten in der Landesliga ein sportliches Ausrufezeichen.
Der größe Erfolg, das bedeutsamste "Pfund" allerdings, mit dem der Verein wuchern kann, ist seit Jahrzehnten der Zusammenhalt, der sich plakativ mit dem Begriff "Kirschen-Familie" beschreiben lässt. Das ehrenamtliche Prinzip, das Sich-Einbringen der unterschiedlichsten Funktionsträger in die Vereinsstrukturen, ohne die Hand aufzuhalten und zugleich aus Überzeugung einen Teil seiner Freizeit für den Verein zu opfern, wird hier am Klingenberg in vorbildlicher Weise gelebt.
"Kirschen"-Erfolgsrezept: ehrenamtliche Visionäre und Praktiker
Was an Plänen und deren Umsetzung andernorts Monate und gar Jahre dauert (wenn die Vorhaben denn nicht gänzlich in der Schublade verschwinden), wird bei den "Kirschen" dank diverser Macher und Praktiker in kürzester Zeit realisiert. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den jüngsten kollektiven Grünschnitt-Einsatz, das spontane Herrichten des Treppenaufgangs zum Vereinsheim, das Aufstellen der mehr als ein Dutzend Lampen hinunter zum und entlang des A-Platzes oder auch das Pflastern des Areals am neuen Kunstrasenplatz für die Jugend. Aktuellstes Projekt (vermutlich im Januar kommenden Jahres umgesetzt) wird die Umstellung der Flutlichtanlage am Kunstrasenplatz auf LED-Beleuchtung sein.
Anpacken und sich engagieren mit dem verbindenden Ziel, diesen unseren Sportverein am Leben zu erhalten und mit Leben zu erfüllen. In einer Sportgemeinschaft, in der sich Jung und Alt gerne zusammenfinden und - nicht nur nach einem Sieg - ein Lächeln im Gesicht tragen.
Titelfoto: Eines der Highlights der vergangenen Jahre: Die Einweihung des neuen Kunstrasenplatzes an der Stätte der einstigen Tennisplätze zusammen mit Honoratioren der Stadt, Vertretern des Kreissportbundes, geladenen Gästen sowie jeder Menge stolzer "Kirschen". Foto: Becker
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