Trainer Aykan Piril begann seine kurze Ansprache nach dem Spiel mit den Worten "Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Spiel sagen soll. Mir fehlen die Worte." Zu viel war passiert während dieser eben beendeten 90 Spielminuten - in einem Spiel, das auf und ab ging mit zahlreichen hochkarätigen Torchancen auf beiden Seiten, vielen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen und einem am Ende glücklichen, aber nicht ganz unverdienten Sieger aus Gehren. Wir versuchen die Aufarbeitung chronologisch.
Besser aus den Startlöchern kamen die Gäste, hatten in der Anfangsviertelstunde zwei große Chancen auf dem Fuß, ehe die Kirschen überhaupt richtig im Spiel angekommen waren. Den frühen Rückstand verhinderte auch Torwart Lars Bobrink, der den angeschlagenen Moritz Rachner vertrat, der den ebenfalls noch immer am Arm verletzten Björn Crüger hätte vertreten sollen. Ein Dank an Lars an dieser Stelle, der seine Handschuhe eigentlich schon in der vergangenen Saison an den Nagel gehängt hatte.
Nach 10 Spielminuten stellte Lucas Stehnike den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf. Nachdem Gästetorwart Sven Romaus einen Torschuss von Matze Zollner nur kurz abwehren konnte, staubte der Youngster zum 1:0 ab. Durch diesen Treffer gewannen die Hausherren merklich an Sicherheit. Wenige Minuten später hatte Spielertrainer Piril völlig freistehend sogar das 2:0 auf dem Fuß. Seine Volley-Abnahme war aber zu schwach.
Während die Neuhofer das Spiel nun weitestgehend kontrollierten, trat in der 22. Spielminute erstmalig der insgesamt sehr schwache Schiedsrichter Ridvan Ceylen entscheidend in Erscheinung. Torhüter Lars Bobrink hatte gerade den Ball aus der Hand abgeschlagen, da ertönte ein Pfiff. Zur Verwunderung aller Anwesenden entschied er auf indirekten Freistoß aus ca. 13 Metern Torentfernung, da Bobrink den Ball zu lange in der Hand gehalten haben soll. Bobrink wollte den Ball zuerst abwerfen, entschied sich dann aber doch für den langen Abschlag. Sofern er die erlaubten 6 Sekunden dabei überschritten haben sollte, so war dies jedoch maximal um 1 oder 2 weitere Sekunden. In jedem Fall war es völlig überzogen und falsch, hier ein Zeitspiel zu unterstellen. "Wenn man so eine Aktion abpfeift. gibt es pro Spiel 10-12 indirekte Freistöße aus dem Sechzener", tönte es mit Recht aus dem Publikum. Sei es drum, der fällige Freistoß durch Philipp Ressel wurde durch die Mauer abgefälscht und landete unhaltbar im unteren Toreck - 1 : 1.
Nachdem beide Teams nun jeweils ein Tor aus dem Nichts erzielt hatten, entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel bis zum Halbzeitpfiff. Letzte bittere Nachricht der ersten Hälfte - Kapitän Fabian Vorreiter, der seit Wochen immer wieder Probleme mit dem Knie hat, musste diesmal bereits nach 35 Minuten unter Schmerzen ausgewechselt werden. Für ihn kam Alan Houban ins Spiel.
Nach dem Seitenwechsel hatten die Kirschen ihre stärkste Phase im gesamten Spiel, waren extrem druckvoll und ballsicher, ließen die Gehrder überhaupt nicht mehr zur Entfaltung kommen und erspielten sich mehrere aussichtsreiche Torchancen. Doch Zollner, Houban und Piril konnten die Möglichkeiten nicht nutzen. Stattdessen waren es die Gäste, die in Führung gehen konnten. Ein zu kurzer Rückpass vom ansonsten erneut starken Zollner auf Ohlendorf wurde durch die schnelle Gehrdener Offensive erlaufen, Ohlendorf als letzter Verteidiger umspielt, und Sascha Romaus erzielte in der 60. Spielminute das zu diesem Zeitpunkt eher schmeichelhafte 1:2.
Nach dem Gegentreffer agierten die Neuhofer noch offensiver, erspielten sich weitere Chancen, doch besonders Alan Houban fehlte an diesem Tage das nötige Glück, aber auch die nötige Kaltschäutzigkeit im Abschluss. Auf der anderen Seite konnten die Gehrdener aber auch immer wieder gefährliche Nadelstiche setzen und hätten das Spiel durch einen der vielen Konter auch schon früher für sich entscheiden können. Dies geschah dann in der 82. Spielminute, als Maximilian Wilke einen Stockfehler von Leon Schwendy ausnutzen konnte und zum 1:3 einschob.
In der Schlussphase gab es auf beiden Seiten noch je eine Gelb-Rote Karte - auf Neuhofer Seite traf es Ohlendorf. Jedoch hatten diese natürlich keine entscheidenden Auswirkungen mehr.
Am Ende siegte das glücklichere Team, aber auch das kaltschäutzigere - eine Tugend, die man von den Kirschen derzeit aber auch nur bedingt erwarten kann: gegen Gehrden starteten erstmal vier Spieler der letztjärigen A-Jugend.
SV BW Neuhof
SV Gehrden
Bezirksliga 3 · 08. Spieltag